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WDR5 Serie 2008 Top Secret Geheimdienste: Das Bundesamt für Verfassungsschutz

Man: Gaby Weber Take: Atmo „Bürgerrechte sind keine ... Rolf_goessner_atmo – 50 ́ ́ Erzählerin: Die Bundesrepublik wird ein Überwachungsstaat, warnen Bürgerrechtler in der Berliner Humboldt-Universität. Die Polizeigesetze werden verschärft, Demokratie und Menschenrechte sind in Gefahr. Es häufen sich die Skandale über Bespitzelung und Amtsmißbrauch.

Sprecher: Der Staat wappnet sich. Online-Durchsuchungen. Trojaner. Das neue BKA-Gesetz. Flächendeckend können Emails und Telephonate überwacht werden, warnt der Chaos Computer Club.

Take: „Bei der Post ist es ähnlich, da werden seit 2002 Informationen über alle Sendungen im Vorfeld weiter gegeben. D.h. wer schickt wem ein Paket. Das illustriert natürlich, an welchen Daten die Dienste interessiert sind.“ Chaos6 – 14 ́ ́ ABBLENDEN

Erzählerin: Auch der Verfassungsschutz soll weitere Aufgaben erhalten, das Trennungsverbot zwischen Polizei und Nachrichtendienst wird ausgehöhlt, so Rolf Goessner, Vizepräsident der Liga für Menschenrechte.

Take: „Er hat fast schon polizeiliche Befugnisse bekommen. Nämlich er kann Auskunft verlangen bei Telekommunikationsunternehmen, bei Reiseunternehmen, Kreditinstituten, wer hat wann was überwiesen, wieviel, in welcher Höhe, an wen, oder ist verreist, wohin, wie lange, mit wem, und dergleichen mehr“. Rolf_goessner4 – 20 ́ ́

Erzählerin: Obwohl bundesweit mobilisiert wurde, ist das Audimax spärlich besetzt. Gekommen sind die, die immer kommen: Rechtsanwälte, Jura-Studenten und Journalisten. Das gemeine Volk scheint die Verwandlung der Republik in einen Überwachungsstaat nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Sie haben resigniert, so Rechtsanwalt Manfred Gnjidic:

Take: „Es ist einfach so, daß gespürt wird, wir haben nicht viel zu sagen, wir haben nichts zu kontrollieren, wir haben nichts nachzufragen, wir haben zu machen und zu gehorchen. Und das ist der Grund, warum sich viele Leute stückweise aus der Politik verabschieden und sagen, wir haben nicht wirklich dort einen Einfluß. Weil: dumm sind die nicht. Die merken das an jedem Punkt. Daß über die agiert wird und nicht mit dem Volk agiert wird.“ Gnjidic6 –24 ́ ́

Erzählerin: Sind die Geheimdienste dabei, unter dem Deckmantel der Sicherheit uns alle als Verdächtige zu katalogisieren und zu überwachen? Und selbst, wenn sie noch mehr Befugnisse erhalten: Können sie unsere Sicherheit garantieren? Oder wird durch die Dienste nicht nur das politische Klima vergiftet?

Erzählerin: Der Berliner Verfassungsrechtler Eggert Schwan, langjähriges Mitglied der CDU, möchte alle Geheimdienste abschaffen:

Take: „Der Verfassungsschutz ist die größte Gefahr für den Gedanken des Verfassungsschutzes und letztlich auch für die freiheitlich- demokratische Grundordnung. Diese Gefahr geht aus von der Art und Weise, wie diese Behörde tätig wird und von ihren Methoden, die mit dem Rechtsstaat nicht zu vereinbaren sind. Schwan_11 – 8 ́ ́

Erzählerin: Hans Halter, Autor des Buches „Krieg der Gaukler“ und langjähriger Redakteur beim „Spiegel“, berichtet nicht viel Gutes über Spione, Agenten und Späher.

Take: "Nutzen tun Geheim- und Nachrichtendienste in aller Regelsowieso wenig. Die Politiker versprechen sich davon in der Regel zweierlei: einerseits daß die Bevölkerung überwacht wird und man Bestrebungen, das Regime zu stürzen oder zu beschädigen rechtzeitig erkennt. Und gleichzeitig, dass man über eine genaue Nachrichtenlage des jeweiligen Gegners verfügt. Das ist aber in aller Regel ein Irrtum". H_halter7 - 27 ́ ́

Sprecher: Der Volksmund nennt sie „Spitzel“, „Plattfüße“, „Schlapphüte“ und „Schnüffler“. Alle haben sie, niemand mag sie, doch kaum jemand will sich von ihnen trennen. Selten wird eine Kosten- Nutzen-Rechnung aufgemacht. Lohnt sich der Aufwand? Oder ist der Preis, den die Gesellschaft für sie zahlt, nicht viel zu hoch?

Erzählerin: Das Bundesamt für Verfassungsschutz, steht seit seiner Gründung im Zwielicht, so Buchautor Halter:

Take: "Zum Beispiel sind alle 5 Chefs, die zuerst das Bundesamt für VS geleitet haben, alle 5 sind vor Ende ihrer Amtszeit entlassen worden, und der eine, Otto John, ist sogar in den Knast und hat 4 Jahre abgebrummt". H_halter12 - 15 ́ ́

Erzählerin: Das BfV hat seinen Sitz in Köln und soll, so verrät seine homepage, Informationen sammeln zu .... :

Zitator: Rechtsextremismus. Linksextremismus. IslamistischerTerrorismus und Spionageabwehr.

Sprecher: Nummer Eins: Rechtsextremismus: Erzählerin: Kein Zweifel, die rechtsradikale Szene ist unterwandert. Aber:hat das der NPD geschadet?

Sprecher: Das Bundesverfassungsgericht wies den Antrag auf ihr Verbot ab, weil das von den Verfassungsschutzämtern zusammen getragene Beweismaterial mangelhaft war und weil die Karlsruher Richter nicht festzustellen konnten, welche Parteimitglieder aus eigenem Antrieb handelten und welche auf der Lohnliste des Verfassungsschutzes standen – in jedem Falle zu viele. O-Ton aus der Parteizentrale der NPD.

Take: „Wir haben noch nie vor dem VS gezittert. Weil die Tätigkeit desVS uns keine Angst einjagt. Npd-schwert1 – 5 ́ ́

Sprecher: Zweite Aufgabe: die Spionageabwehr. Erzählerin: Während des Kalten Krieges saßen in den Schaltstellen der westdeutschen Geheimdienste die „Kundschafter“ des Ministeriums für Staatssicherheit. Dem Bundesamt für Verfassungsschutz hingegen gelang es nie, die andere Seite zu unterwandern. Den Gegner – das MfS - bezifferte es mit 20.000 Mitarbeitern. In Wahrheit waren es fünf Mal mehr. Hätten das Amt die Fensterscheiben des MfS gezählt, wäre es der Wahrheit näher gekommen.

Sprecher: Da war das Berliner Landesamt professioneller. Es hatte nämlich die Fensterscheiben in der Normannenstraße gezählt, um so auf die Büros und das Personal zu schließen. „Rückpeilung“ nennt man so was.

Erzählerin: Das MfS war ungleich schneller. Jeder neu eingestellter Verfassungsschützer erhielt nach maximal vierzehn Tagen einen Anruf bei sich zu Hause, mit einem Anwerbungsangebot.

Sprecher: Drittens: der Linksextremismus. Erzählerin: Jahrelang sind autonome Gruppen observiert worden. Hat dieserAufwand ein Ergebnis erbracht? Der Berliner Autonome Hauke Benner lächelt müde.

Take: „Sie haben z.b. sehr stark darauf abgehoben, daß es Führungskader gibt. Autonome ticken anders, und wenn sie sich zu irgendwelchen nächtlichen Aktionen verabreden, dann brauchen sie dafür keine Chefs und keine Führungskader, sondern das machen die selber. Das ist ein Beispiel dafür und das hat ja auch was erfreuliches, dass der VS nur noch wenig Einblick und Durchblick hat, in das wie Autonome heute politisch ticken und handeln“. Benner6 – 23 ́ ́

Sprecher: Aufgabe Nummer vier: islamistische Terroristen. Erzählerin: Von diesem Phänomen sind die Ämter überrascht worden. Bis heute fehlt Fachpersonal mit Sprachkenntnissen. Man wolle in Zukunft Islamwissenschaftler von den Universitäten abwerben, heißt es.

Sprecher: Ihr eigentliches Ziel sei die Bespitzelung des politischen Gegners, glaubt Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Linken. So beurteilt das BfV auf seiner homepage „das Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht“ als, so wörtlich „Traditionselement des Linksextremismus“. Jahrelang wurde das Berliner „Sozialforum“ überwacht, ein Zusammenschluß sozialer Bewegungen. Auch ihre Partei, die in der Bundeshauptstadt in der Regierung sitzt, wird beobachtet., so die Abgeordnete:

Take: „Es gibt mindestens 12, 13 Leute, die kontinuierlich überwacht werden. Abgeordnete. Es gibt ne Klage vom Bodo Rammelow, der ja gewonnen hat, daß er nicht mehr überwacht werden darf. Trotzdem erklären die VS-Behörden, sie werden ihn weiter überwachen. Also, man hält sich auch nicht an Gesetze. Und von daher ist es für uns kein Thema, daß der VS, so wie er heute besteht, muß weg.“ Ulla-jelpke3 – 23 ́ ́

Sprecher: Zahlen über die Budgets des Bundesamtes und der Landesämter für Verfassungsschutz sind rar. Zwischen sieben- und zehntausend hauptamtliche Mitarbeiter soll es geben, dazu ein nicht zu bezifferndes Heer von Zuträgern. Auch der Haushalt ist nicht zu beziffern. Unseren Wunsch nach einem Interview lehnte das Bundesamt ab.

Erzählerin: Zu einem Gespräch bereit war die Leiterin des Berliner Amts, Claudia Schmidt. Und die verstand gar nicht, wie man am Sinn ihrer Behörde zweifeln könne:

Take: „Wir haben hier einen modernen Verfassungsschutz in Berlin aufgebaut, der keinerlei Verbindung hat, was in früheren Zeiten passiert ist. Darauf lege ich Wert. Und wir arbeiten hier nach Recht und Gesetz. Und wir haben Befugnisse, die uns das Parlament zur Verfügung gestellt hat, die wir anwenden, im Rahmen des Zulässigen. Und dazu gehört natürlich auch, Geld auszugeben“. ABBLENDEN C_Schmidt6 – 22 ́ ́

Erzählerin: Ja, die „früheren Zeiten“ des Berliner Landesamtes ... Die sind der ehemaligen Datenschützerin und seit Ende 2000 obersten Verfassungsschützerin Berlins peinlich. Das Landesamt war durch einen Skandal derart erschüttert, daß laut über seine Auflösung nachgedacht worden ist.

Sprecher: Der Skandal begann im Jahr 1974. Da wurde in der Nacht des 4. Juni, im Grunewald, ein junger Mann erschossen aufgefunden. Ulrich Schmücker. Für die Polizei kein Unbekannter, war er zuvor schon als mutmaßliches Mitglied der linksradikalen „Bewegung 2. Juni“ verhaftet worden. Da er auspackte, kam er mit einer geringen Gefängnisstrafe davon.

Erzählerin: Seine Genossen sahen ihn als Verräter an, er wurde in der Szene geschnitten. Daß nur sie als Mörder in Frage kamen, ermittelte nicht die Polizei. Es war der Verfassungsschutz, der eine Gruppe um die Wolfsburgerin Ilse Jandt beschuldigte. Da war die Leiche noch nicht kalt.

Sprecher: Rechtsanwalt Bernd Häusler verteidigte einen der Hauptbeschuldigten und schrieb ein Buch „Der unendliche Kronzeuge“:

Take: „das Merkwürdige an den Ermittlungsakten war, daß gleich die ersten Seiten des Ermittlungsbandes voll waren mit schriftlichen Hinweisen des Verfassungsschutzes. Also eigentlich eine Behörde, die verdeckt und versteckt arbeitet, die hier ganz offen vorgegangen ist und dem ermittelnden Staatsschutz gesagt haben, in welcher Richtung sie ermitteln müssen.“ Bernd_haeussler1 – 21 ́ ́

Sprecher: Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus, als unter dem Dach des Reichssicherheitshauptamtes Geheimdienste und Polizei Hand in Hand arbeiteten, gilt in der Bundesrepublik das Trennungsgebot. Danach besitzt der Geheimdienst keine Polizeibefugnisse und ist nicht für Strafverfolgung zuständig. Dies und die Gefahrenabwehr ist Aufgabe der Polizei. Das Trennungsgebot hat Verfassungsrang. Im Fall Schmücker zog aber von Anfang an der Verfassungsschutz im Strafverfahren die Fäden.

Erzählerin: Mehrere Spitzel, so Häusler, waren in den Mordfall verwickelt,darunter ein Jürgen Bodeux aus Köln Porz....

Take: „... der angeblich die Waffe beschafft haben will. Die Kriminalpolizei in Porz meint allerdings, daß er in einen anderen Mordfall verwickelt sei, die Informationen hätten sie vom Bundesamt für VS damals bekommen“. Bernd_haeussler5 – 12 ́ ́ ABBLENDEN

Sprecher: In Häuslers Kanzlei arbeitete der V-Mann Christian Hain alias Flach.

Take: „Christian Hain war Rechtspraktikant in der Kanzlei in der ich damals war. Er hatte Zugang zur Kanzlei, er hatte Zugang zu den Akten. Er stand unter dem Siegel der Verschwiegenheit und hat aber diese Vertrauensstellung mißbraucht und dem VS berichtet.“ Bernd_haeussler4 – 12 ́ ́

Erzählerin: Und dann war da der verkrachte Schriftsteller Götz Tilgener, der dem VS Informationen verkaufte und unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Und schließlich Volker Weingraber:

Take: „Weingraber war ein bezahlter V-Mann des VS und Weingraber will die Tatwaffe vom Tatschützen übernommen haben und noch in der Mordnacht dem VS ausgehändigt haben“. Bernd_haeussler2 – 12 ́ ́

Sprecher: Der Verfassungsschutz versteckte die Tatwaffe jahrelang. Erst die vom sozialdemokratischen Innensenator Erich Pätzold eingesetzte „Projektgruppe Verfassungsschutz“ fand sie im Sommer 1989 im Panzerschrank des LfV. Der „Spiegel“ berichtete.

Take: „Daraufhin gaben sie auch die Waffe heraus, aber nicht eine sondern drei Waffen mit einem Begleitschreiben, das besagte: wir haben hier drei Waffen zur Mordsache Schmücker, wir wissen aber nicht, welche als Tatwaffe davon in Betracht kommt“. Berndhaeussler3 – 11 ́ ́

Erzählerin: Mehrere Male versuchte das Berliner Landgericht, die Täter zu verurteilen. Das Verfahren zog sich durch mehrere Instanzen. Immer wieder rügte der Bundesgerichtshof, daß Aussagegenehmigungen nicht erteilt wurden und die Rolle des Verfassungsschutzes nicht aufgeklärt werden konnte.

Take: „Der Mord ist nicht aufgeklärt, bis heute nicht. Das LG Berlin hat das Verfahren nach § 260, Abs. 3 StPO eingestellt, es ist ein faires Verfahren nicht mehr möglich. Dann bleibt die Sache ungesühnt. Die Frage ist natürlich: warum ist es nicht mehr möglich durchzuführen?“ bernd-Haeussler6 – 15 ́ ́

Sprecher: Laut Gerichtsakten hat der Verfassungsschutz nichts getan, um den Mord zu verhindern. Frage an den Rechtsanwalt, ob Schmücker noch am Leben wäre, hätte es die Verfassungsschützer nicht gegeben? Wahrscheinlich, meint er. Sicher sei, daß der Geheimdienst die Strafverfolgung behindert habe. Alle haben gelitten:

Take: „Auch die Eltern von Schmücker. Ich habe noch die Mutter vor Augen. Das ist alles äußerst tragisch. Aber auch die jugendlichen Angeklagten – egal was da nun wirklich gewesen ist – die sind eigentlich fürs Leben gezeichnet“. Bernd_häussler0 – 12 ́ ́

Sprecher: Lothar Jachmann war damals in leitender Stellung im Berliner Verfassungsschutz tätig. Heute lebt der Pensionär in Bremen. Natürlich erinnert er sich an Schmücker. Ein peinlicher Fall.

Erzählerin: Froh ist er, dem Metier den Rücken gekehrt zu haben. Das mit den Berufsverboten sei „falsch“ gewesen, jene Regelanfrage über einen Bewerber im öffentlichen Dienst, ob gegen ihn beim Verfassungsschutz „Erkenntnisse“ vorlägen. Aber grundsätzlich zweifelt er nicht am Sinn seiner früheren Tätigkeit, „menschliche Quellen“eien notwendig., also Infiltration.

Take: „Was ist ein guter V-Mann? Natürlich einer der ehrlich ist. Der sich in dem betreffenden Aufklärungsobjekt unauffällig verhalten kann. Was sicherlich die größte Schwierigkeit ist, denn er kann ja da nicht nur stumm herumsitzen sondern muß sich zum Teil auch aktiv daran beteiligen. An Aktionen und Vorhaben, die als terroristisch zu definieren sind. Und hierbei gewisse Grenzen einhalten. Er darf nicht zum Agent provokateur werden“. L-Jachmann1 – 26 ́ ́

Erzählerin: Aber muß ein V-Mann, wenn er im Geschäft bleiben und Geld kassieren will, nicht ständig die Gefahr übertreiben, vielleicht auch erfinden, wenn nicht genügend „Bedrohungspotential“ vorhanden ist? So schrieb schon Reichskanzler Otto von Bismarck:

Zitator: „Diese Leute lügen und übertreiben wegen Mangel an Stoff ganz unverantwortlich. Da kommen schlechte Objekte unter ihnen, denn gute übernehmen solche Posten nicht, leicht auf den Gedanken: Machen andere Leute keine Attentate, so müssen wir nachhelfen. Denn können sie nicht melden, daß etwas geschieht, so werden sie überflüssig, und das wollen sie natürlich nicht“.

Erzählerin: Ex-Verfassungsschützer Jachmann nickt. Die Gefahr sei real, das habe auch der Fall Schmücker bewiesen.

Sprecher: Die Leiterin des Berliner Landesamtes möchte über den Schmücker-Mord nicht reden. „Das sei so lange her“, meint sie.

Erzählerin: Es war aber ihr Amt, das mit den Geld-Forderungen der V-Leute befaßt war. Von „Schweigegeldern“ war die Rede. Allein Weingraber hatte zum Aufbau einer neuen Existenz 450.000 Mark aus dem Staatssäckel erhalten. Daß er das Geld statt dessen in den Ausbau seines Weingutes in der Toscana gesteckt hatte, war selbst der Berliner Senatsverwaltung zuviel.

Take: „Es läuft ein Prozess, den die Finanzverwaltung führt, wo es um die Rückforderung von Geld geht. Er ist noch anhängig“. C_schmidt7 – 7 ́ ́

Erzählerin: Das kann nicht sein. Der Prozeß wurde verloren, das Urteil ist rechtskräftig.

Sprecher: Der Berliner Landesrechnungshof rügte die Zahlung an den V-Mann. Ein Interview lehnte die Behörde aber ab:

Zitator: „Aus Rechtsgründen ist es nicht möglich, sich zu Prüfungsinhalten und Ergebnissen öffentlich zu äußern“.

Erzählerin: Als Lehre aus dem Schmücker-Skandal versuchte der Landesrechnungshof, das Personal des VS auf ein Minimum zu reduzieren. Aber keine andere öffentliche Verwaltung wollte die Verfassungsschützer übernehmen. Die hatten ihre Karriere damit gemacht, Spitzel für Meldungen zu entlohnen, die niemand auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfte. Gesetze und Verordnungen, Effizienz und Kontrolle waren ihnen fremd, und viele hatten Probleme mit der Rechtschreibung. Und die wenigen, die doch ihren Hut nehmen mußten, sollen, so heißt es, umgehend von der Berliner Dependance des Kölner Bundesamtes übernommen worden sein. In der Welt von Top Secret scheint vieles möglich.

Sprecher: Frage an die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, was dem Land fehlen würde, wenn es ihr Amt nicht mehr gäbe?

Take: „Der Gesetzgeber und hier in Berlin jedenfalls die Gesellschaft und die Politik, möchte Informationen über die NPD. Sie möchte auch informiert werden über die Dinge, die nicht in der Zeitung stehen und die nicht offensichtlich sind und die nicht in den Presseerklärungen der NPD sind“. c_schmidt13 – 5 ́ ́

Sprecher: Dafür müsse der Verfassungsschutz „hinter die Kulissen“ blicken.

Erzählerin: Manchmal baut er diese Kulisse mit auf. Diesen Verdacht hat

Take: „Ich bin bei allen Neonazi-Aktivitäten sehr mißtrauisch, ob nicht

Sprecher: Für die NPD ist der Verfassungsschutz nicht selten eine Art

Erzählerin: So geschehen im Fall von Carsten Szczepansky. Er hatte einen

Sprecher: Waffen bei der NPD? Damit habe seine Partei nichts zu tun,

Take: „Der Herr Szczepansky war beauftragt von der Partei, dort einen

Erzählerin: In Brandenburg stellte sich der Inhaber eines Musikladens, der

Sprecher: Heute arbeiten im Berliner Landesamt noch 188 Personen, so

Erzählerin: Aber arbeiten nicht längst in gemeinsamen Terror Abwehr

Erzählerin: Das Trennungsgebot von Polizei und Geheimdiensten wird

Take: „Insgesamt 1000 Beamte haben damals, ich glaub, 18

Erzählerin: Die Bundesanwaltschaft ermittelte wegen zwölf unaufgeklärter

Take: „Ermittelt wurde in den ersten Jahren hauptsächlich durch den

Erzählerin: Das Kölner Amt übersandte Bericht von Observationen, der

Take: „... daraus haben die dann geschlußfolgert, daß, wenn wir am

Erzählerin: Auch mit dem Material der Verfassungsschützer ließ sich nur

Take: „Und wir haben uns verabredet, den Aktionstag gegen die

Sprecher: Der Bundesgerichtshof erklärte die Durchsuchungen für

Erzählerin: Benner hat sich, auf seine alten Tage, an seine Überwacher

Sprecher: Rechtsanwalt Goessner von der Liga für Menschenrechte

Take: „Wann, wo ich aufgetreten bin, bei Veranstaltungen, mit

Sprecher: Er stellte einen Antrag auf Akteneinsicht und erhielt ein

Take: „Der Bundesrechnungshof der sagt da noch gar nichts. Der wird

Erzählerin: Zu einem Interview war der Bundesrechnungshof nicht bereit.

Sprecher: Laut Gesetz kontrolliert der Rechnungshof, ob der

Take: „Ich sitze im parl. Kontrollgremium für die Geheimdienste seit

Sprecher: ... so Hans Christian Ströbele von den Grünen. Das

Take: „Deshalb ist es in aller Regel so, dass es erst in der Zeitung

Erzählerin: Selten können das Kontrollgremium oder ein

Take: „Ich halte die Arbeit der recherchierenden Journalisten, es gibt

Erzählerin: Top Secret! – Geheimdienste. Das Bundesamt

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