INPOL-Alt

INPOL-Alt ist die alte Fassung der INPOL-Datenbanken des BKA (vgl. Datenbanken BKA). Da sie einerseits strukturell deutlich verschiedenen ist von der aktuellen Fassung, andererseits aber historisch die Entwicklung der Datenbanken der Repressionsorgane wesentlich bestimmt hat und sich darüber hinaus auch im heutigen INPOL noch deutliche Spuren hinterlassen von INPOL-Alt zeigen, lassen wir die nicht mehr aktuellen Infos hier trotzdem stehen.

Zur Geschichte von INPOL vgl. den Hauptartikel zu INPOL.

INPOL-alt bestand aus gegen fünfzig Dateien, darunter Personenfahndung, Sachfahndung, Kriminalaktennachweis (KAN), Haftdatei, Erkennungsdienstliche Datei (5 Millionen Records), DNA-Analyse-Datei.

Der KAN war Herzstück des "operativen" Bereichs, enthielt aber auch schon recht zweifelhafte Daten -- so wurden, zumindest in Datensätzen aus Bayern, gerne liberal mit Personenbezogenen Hinweisen wie "geisteskrank" gespeichert operiert ("zum Selbstschutz der Beamten").

Spezialdateien innerhalb von INPOL-alt

Eine Auswahl von Dateien, die größtenteils auch heute noch innerhalb von INPOL-Neu existieren

  • COD (Computergestütztes Literatur-Dokumentationssystem)
  • GOLEM (Großspeicher-orientierte Listenmethode zur Dokumentation und Literaturbeschaffung)
  • PISA (Personenbezogene Info Sammlung = BeFas; Zielfahndung, Häftlingsüberwachung / Alibi-Überprüfung)

  • LISA (PISA-Ergänzung durch Länder)
  • SSD (Straftaten Straftäter Datei; Personen, Straftaten und Opfer)
  • DIEBSTAHLSDATEI (Gestohlene/verlorene Gegenstände inkl. Daten des Eigentümers)
  • HAFTDATEI (Haftort, Haftantritt, Entlassung) -- wurde offenbar nicht immer schnell genug aktualisiert, weswegen auch schon mal jemand als noch im Knast geführt wurde, der schon zwei Wochen draußen war.

  • FDR (Falldatei Rauschgift -- wurde laut http://www.baden-wuerttemberg.datenschutz.de/Home/Der_LfD/Taetigkeitsberichte/1997/tb2.htm#t2_a2_1 bei jedem Drogendelikt, also auch schlichtem Besitz, gefüttert; hier wird auch erwähnt, dass 1997 von 51000 Personen aus dem Land Datensätze in FDR waren, wovon 33000 wegen nur eines einzigen Verdachts aufgenommen wurden)

  • PIOS: Personen, Institutionen, Objekte und Sachen. Hier konzentrierten sich die SpuDok-Schrecklichkeiten, etwa in 2000 Records über Landfriedensbruch (wobei die Polizei meist nicht über Ermittlungsverfahren hinaus gekommen ist). Teil von PIOS war

    • APIS, "Arbeitsdatei PIOS Innere Sicherheit" mit ca. 50.000 Personen vor allem aus dem linken Dunstkreis. Die Rechtsnachfolge von APIS hat heute die Datenbank Innere Sicherheit angetreten.

  • TESCH (Terrorismus- und extremismusbezogene Schriften)
  • FISH (Forensisches Informationssystem Handschriften)
  • FARS (Daktyloskopie, Sonogramme, Graphologie)

Speziell in Dateien für Links-, Rechts-, und AusländerInnenkriminalität wurden gerne Spudok-ähnliche Daten (Platzverweise, Ingewahrsamnahmen und Personalienfeststellungen) registriert. Vgl. http://www.diezeit.de/2001/37/Politik/200137_bka.html Diese Daten waren im "offenen Bereich", d.h. waren für alle PolizistInnen zugänglich.

Verknüpfungen nach außen

Inpol war in häufig recht zweifelhafter Weise verknüpft u.a. mit AZR, BZR, EUCARIS, FARS, FINAS, KBA, NADIS, RAKK, SIS, SSD, ZEVIS, den Daten der Meldebehörden und mehr. Zu den Details der diversen Kanäle ist nichts bekannt -- sie dürften wenigstens damals größtenteils nicht im Regelbetrieb zulässig gewesen sein.

Weiteres

http://www.datenschutzzentrum.de/somak/somak99/sa99rub.htm -- Das alte INPOL-System soll 1998 740000 Personenfahndungen enthalten haben, davon ca. 70% Abschiebungen. 3 Millionen Kriminalakten, 2.4 Millionen Fingerabdruckblätter.