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Kommentar: Klärung Rechtsgrundlage
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Nicht an sich eine Datenbank, sondern ein Vertrag zwischen etlichen
EU-Staaten zum Austausch von Daten aus nationalen
Repressionsdatenbanken sowie zur verstärkten Zusammenarbeit der
verschiedenen Behörden im Bereich von Repression und Migrationskontrolle
(z.B. grenzüberschreitende Einsätze).
<<TableOfContents>>
= Vertrag von Prüm =
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Der Vertrag wurde 2007 offenbar aus Unzufriedenheit über die schleppenden
Fortschritte bei SIS II zwischen der BRD, Spanien, Frankreich,
Österreich und den Beneluxstaaten geschlossen.
Der Vertrag von Prüm ist ein Vertrag zwischen einigen[[Datenbanken EU|EU]]-Staaten zum Austausch von Daten aus nationalen Datenbanken und zur verstärkten Zusammenarbeit der verschiedenen Polizeibehörden im Bereich der Repression und der [[Datenbanken gegen MigrantInnen|Migrationskontrolle]]
.
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Vgl. auch ["Datenbanken EU"]. == Rechtsgrundlage ==
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= Biometrie = Prüm war ursprünglich ein zwischenstaatlicher Vertrag
([[http://www.bmj.de/cln_164/SharedDocs/Downloads/DE/pdfs/Pruemer_Vertrag.html;jsessionid=EEC570BB4176C3A6BB06D61A2FDA666D|Vertrag von Prüm auf der Webseite des Bundesministerium für Justiz]])
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Prüm sieht vor, dass die
Mitgliedsstaaten Dateien mit Biometrie, insbesondere genetische und
daktyloskopische Fingerabdrücke, führen. In diesen können dann alle
beteiligten Staaten ohne weitere Beteiligung nationaler Behörden suchen,
bekommen aber im Fall eines Treffers zunächst nur eine pseudonyme
Kennung und eine Einordnung (VerdächtigeR oder Tatortspur) zurück.
2008 wurden die Regelungen im Wesentlichen in
Gemeinschaftsrecht überführt:
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Die nationalen Behörden bekommen die Übereinstimmung mit (sowohl durch
Mitteilung der suchenden Behörde als auch durch die Datenbank selbst)
und übermitteln dann "nach innerstaatlichem Recht" vollständigere Daten,
also etwa Identitäten, Falldaten oder wilde Spekulationen. Tatsächlich
dürfte diese Übermittlung über die nationalen SIRENE-Kontaktstellen ablaufen.
 * <<Doclink(2008-Rat-pruemaquis.pdf,2008/615/JHA)>>
 * <<Doclink(2008-Rat-pruemaquis2.pdf,2008/616/JHA)>>)
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Biometrische Daten sollen weiter in Rechtshilfe erfasst werden, wenn
diese Erfassung in beiden Jurisdiktionen rechtmäßig wäre.
Die einzelnen Bestimmungen werden unten einzeln diskutiert.
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= Gipfel und so = === Prümer Vertragsgesetz ===
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Artikel 14 erwähnt extra "Tagungen des europäischen Rats"; zu solchen
und ähnlichen Anlässen sollen Daten von "Gefährdern" sowohl aus "auf
Ersuchen als auch aus eigener Initiative" zwischen den Staaten
ausgetauscht werden. Die empfangenden Staaten dürfen diese bis zu einem
Jahr behalten (sollen sie aber löschen, wenn sie sie nicht mehr
brauchen).
Für die BRD setzt das
[[http://www.gesetze-im-internet.de/pr_mvtrag/index.html|Ausführungsgesetz zum Prümer Vertrag und zum Ratsbeschluss Prüm]]
die Regelungen in natrionales Recht um. Im einzelnen regelt es:
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Übertragen werden wohl, ähnlich wie im "Terrorismus"-Bereich (Art. 16)
neben Identifikationsdaten auch "Tatsachen" (i.e., "war mal bei einer
Demo).
 * Das [[BKA]] ist nationale Kontaktstelle für DNA- und Fingerabdruckdaten
 * Das Kraftfahrt-Bundesamt ist (als Betreiber von [[ZEVIS]]) nationale Kontaktstelle für ausgehende KfZ-Daten, während Anfragen in andere Länder vom [[BKA]] durchgeführt werden.
 * Das [[Datenbanken BKA|BKA]] darf nach Maßgabe des Prümer Vertrags über die Verletzung der [[Zweckbindung]] von Daten entscheiden, bei Daten, die es von Dritten bekommen hat, im [[Einvernehmen]] mit diesen.
 * Bei der Abfragen der Gendatenbank [[DAD]]der müssen alle Abfragen protokolliert werden und der Abfragende eindutug gekennzeichnet werden. (''Anmerkung: Kaum zu glauben: [[Datenbanken EU|EU]]-Gesetze erzwingen eine Stärkung des [[DatenSchutz|Datenschutzes]]!'')
 * Die Datenschutzrechtliche Verantwort trägt die Stelle, die das [[BKA]] mit der Abfrage betraut hat.
 * Für die Datenschutzkontrolle im Bereich der BRD ist der [[BfDI]] zuständig
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= Sonstiges =
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Der gegenseitige Zugriff auf die Fahrzeugregister erfolgt (immerhin ohne
"Wildcards", Anfragen wie "alle Fahrzeuge mit ER-RA am Anfang" gehen
also nicht) automatisch mit personenbezogenen Daten nach dem Recht des
abfragenden Staates.
== Biometrie ==
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Bemerkenswert sind die Anmerkungen zum Datenschutz, die deutlich eine
"deutsche" Handschrift zeigen (etwa, was Löschung, Berichtigung oder
Zweckbindung angeht). Die Artikel lesen sich teilweise wie aus
deutschen Polizeigesetzen abgeschrieben. Angesichts des "Zwecks" der
Übung ist allerdings die Zweckbindung nicht viel wert.
Der Vertrag von Prüm sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten Datebanken für [[Biometrie|Biometrische Daten]], insbesondere [[DNA]] und daktyloskopische Fingerabdrücke, führen. In diesen können dann alle beteiligten Staaten ohne unabhängig suchen. Sie bekommen aber im Fall eines Treffers zunächst nur eine pseudonyme Kennung und eine grobe Einordnung zurück.
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Die teilnehmenden Behörden müssen sämtliche Übermittlungen
protokollieren. Wer auf ein Auskunftsersuchen Mitteilungen
entsprechender Übermittlungen erhält, möge sich bei uns melden.
Bei einem Treffer in der Datenbank wird der Staat, dem die Daten gehören, informiert und er übermittelt dann "nach innerstaatlichem Recht" weitere Daten, d.h. Personendaten und Falldaten. Zuständig für die Übermittlung ist die nationale Kontaktstelle. Biometrische Daten dürfen dabei nur weitergeben werden, wenn die Datenerfassungs für den betreffenden Vorfall in beiden Staaten rechtmäßig wäre.
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Das Auskunftsrecht wird ebenfalls weitgehend nach deutschem Muster in
Artikel 40 geregelt. Die Auskunft soll insbesondere enthalten
"Herkunft, Empfänger oder Empfängerkategorien, den vorgesehenen
Verarbeitungszweck und die Rechtsgrundlage".
[[http://register.consilium.europa.eu/pdf/en/09/st15/st15870.en09.pdf|Ratsdokument 15870/09]] enthält im Dezember 2009 verabschiedete Normen, was europäische Polizeien an Markern für DNA-Daten übertragen sollen, nämlich den "ESS" ("Europäischer Standardsatz"). In dessen ursprünglicher Definition von 2001 (Entschließung 2001/C 187/01) waren sieben Stellen vorgesehen, was angesichts der Flut von DNA-Profilen zu jeder Menge falscher Treffer geführt hat. Deswegen gibt es seit 2010 zwölf Marker für DNA-Daten.
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 * [http://www.datenschmutz.de/li/docs/vertragPruem.pdf Vertragstext]
 * [http://www.heise.de/newsticker/Warnungen-vor-Superdatenbank-der-Sicherheitsbehoerden--/meldung/83870 heise.de dazu]

== Großereignisse und Datenaustausch im Rahmen von Prüm ==

Artikel 14 des Vertrages von Prüm erwähnt extra "Tagungen des europäischen Rats"; zu solchen und ähnlichen Anlässen sollen Daten von "Gefährdern" sowohl aus "auf Ersuchen als auch aus eigener Initiative" zwischen den Staaten ausgetauscht werden. Die empfangenden Staaten dürfen diese bis zu einem Jahr behalten (sollen sie aber löschen, wenn sie sie nicht mehr brauchen). Übertragen werden wohl, ähnlich wie im "Terrorismus"-Bereich (Art. 16 Vertrag von Prüm) neben Identifikationsdaten auch weitere "Tatsachen" (''d.h. vermutlich war mal bei einer Demo'').

=== Austausch von Verbindungsbeamten bei Großereignisse ===

Bei Großereignissen, wie WMs oder Gipfelprotesten werden regelmäßig sogenannre szenekundige [[Verbindungsbeamte]] in den Staat entsand, wo das Ereigniss staatfindet. Sie haben allerdings nur Beobachter-Status und keine exekutiven Befugnisse. Während des Castor-Tansportes 2010 hatte ein [[Frankreich|französischer]] Beamter sich darüber hinweggesetzt und es wurde deswegen ein Verfahren wegen Amtsanmaßung gegen ihn eingeleitet.

[[http://euro-police.noblogs.org/2010/11/ausleihe-prugelnder-polizisten-bald-gangige-praxis/|Ausleihe prügelnder Polizisten bald gängige Praxis]]


== Technische Umsetzung ==

<<Iimage(2007-pruemStructure.jpg,Ablauf einer Prüm-Anfrage)>>
 
Abgewickelt wird der Datenabgleich über die Kommunkationsinfrastruktur "Secured Trans European Services for Telematics between Administrations" ([[sTESTA]]), die Anfang 2007 das alte TESTA-Netz ablöste. Die Kommunikation im sTESTA-Netz funktioniert dabei mit einem auf XML-basierten Austauschprotokoll, während die nationalen Behörden mit der Schnittstelle zum sTESTA-Netz durch verschlüsselte Mail kommunizieren.

== Datenschutz ==

Die Datenschutzregelungen zeigen deutlich eine "deutsche" Handschrift (etwa, was Löschung, Berichtigung oder Zweckbindung angeht). Angesichts des "Zwecks" der Übung ist allerdings die Zweckbindung nicht viel wert. Die teilnehmenden Behörden müssen zudem sämtliche Übermittlungen protokollieren.

Wer auf ein AuskunftErsuchen Mitteilungen entsprechender Übermittlungen
erhält, möge sich bei datenschutzgruppe@rote-hilfe.de melden.

=== Kritik am mangelnden Datenschutz ===

Bürgerrechtler und [[Datenschutzbeauftragten|Datenschützer]] kritisieren den Vertrag von Prüm und seine Überführung in den europäischen Rechtsrahmen nicht nur wegen des intransparenten Verfahrens und der unzureichenden Öffentlichkeit, sondern auch wegen des mangelhaften Schutzes von Grundrechten. Zwar schreibt der Vertrag eine umfassende Protokollierungspflicht und eine Zweckbindung der Datenbankabrufe vor, allerdings trifft die Harmonisierung der polizeilichen Befugnisse bislang lediglich auf die EU-Datenschutzrichtlinie. Ansonsten gilt für Datenbankabrufe und -abgleiche innerstaatliches Recht, das äußerst unterschiedlich ist. Der Europäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx bezeichnete den [[EU]]-weiten Informationsaustausch als einen "Alptraum" und beklagte das Fehlen von verbindlichen Datenschutzstandards für die polizeilich- und justizielle Zusammenarbeit in der [[EU]]

vgl [[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29013/1.html|Telepolis-Artikel: Die Vernetzung polizeilicher DNA-Datenbanken nach Prüm]]


=== Auskunftsrecht ===

Das [[RechtsLage/Auskunftsrecht|Auskunftsrecht]] wird in Artikel 40 des Vertrages von Prüm geregelt. Die Auskunft soll insbesondere enthalten "Herkunft, Empfänger oder Empfängerkategorien, den vorgesehenen Verarbeitungszweck und die Rechtsgrundlage". Auskunftsersuchen sind zu stellen an die nationalen Kontaktstellen. Für die [[Datenbanken der Bundespolizeien|BRD]] ist die nationale Kontaktsetelle das das [[BKA]].

== Geschichte und Umsetzung ==

Der Prümer Vertrag wurde 2007 offenbar aus Unzufriedenheit über die
schleppenden Fortschritte bei [[SIS II]] zwischen der
[[Datenbanken der Bundespolizeien|BRD]], [[Datenbanken Spanien|Spanien]],
[[Datenbanken Frankreich|Frankreich]], [[Datenbanken Austria|Österreich]]
und den
Beneluxstaaten geschlossen. Ende 2009 hatten laut
<<Doclink(2009-bundestag-1614150.pdf,Bt-DS 16/14150)>> 14 EU-Staaten
Prüm unterzeichnet.

Durch einige Ratsbeschlüsse aus dem Jahre 2008 (<<Doclink(2008-Rat-pruemaquis.pdf,2008/615/JHA)>> und <<Doclink(2008-Rat-pruemaquis2.pdf,2008/616/JHA)>>)
wurden größere Teile des Prüm-Vertrags für alle Staaten verbindlich gemacht
("Acquis").

Das
[[http://register.consilium.europa.eu/pdf/en/10/st15/st15567.en10.pdf|Ratsdokument 15567/10]]
("Draft discussion paper on the state of play on [...] Prüm Decisions")
von 2010 berichtet:
 * DNA-Kreuzabfragen laufen zwischen Belgien, BRD, [[Spanien]], [[Frankreich]], Luxembourg, Niederlande, [[Österreich]], Rumänien, Slowenien, und Finnland
 * Fingerabdruck-Abfragen laufen zwischen BRD, Spanien, Österreich,Luxenbourg und Slowenien
 * KFZ-Kennzeichen-Abfragen laufen zwischen Belgien, BRD,[[Spanien]], [[Frankreich]], Luxembourg, Niederlande, und [[Österreich]]

Das Dokument zitiert auch Begründungen, weshalb einige der Staaten die
EDV noch nicht umgesetzt hätten:

{{{#!blockquote
problems mentioned the most were IT and financial problems. But logistic, legal and political (decision making) problems as well as shortage in personnel were also very common
}}}

Zudem werden Vorschläge gemacht um mit den Problemen fertig zu werden: Die BRD hätte gern ein "Mobile Competence Team", Österreich einen "Prüm Helpdesk", der bei [[Europol]] angesiedelt sein soll.

Selbst dort, wo Prüm im Prinzip funktionierte, legten die eifrigen Anfragen aus den großen Mitgliedsstaaten die Server der kleineren Staaten lahm. Dies führte bereits 2008 zur [[http://www.statewatch.org/news/2009/aug/eu-prum-databases.pdf|Ratsmitteilung 148885/08]], die versucht, Regeln aufzustellen, die die Prüm-Abfragen zahlenmäßig begrenzen sollen
(vgl. den [[http://www.statewatch.org/news/2009/aug/03eu-databases.htm|Statewach-Kommentar dazu]]).

2010 war die Situation so weit eskaliert, dass der Rat in der [[http://www.statewatch.org/news/2010/mar/eu-prum-limited-searches-5860-rev1-10.pdf|Ratsmitteilung 5860/1/10]] recht enge Richtwerte für die Anzahl der Datenbankabfragenn bekannt gibt. Von der Größenordnung her wollen kleinere Staaten nicht mehr als 10 Anfragen pro Tag und Staat haben, während Staaten wie die BRD typischerweise 100 Anfragen pro Tag und Staat zulassen.

== Anzahl Übermitllungen durch Prüm ==

<<Doclink(2009-bundestag-1614150.pdf,BtD 16/14150)>> hat Tabellen mit Statistiken zu Prüm-Aktivitäten. Danach gab es bis 2009-09 rund 5000 DNA-Treffer bei Prüm-Abfragen. Fast alle davon lagen im Bereich von Trivialkriminalität oder Migrationskontrolle (rund 4800 der Treffer sind keiner der aufgeführten Bereiche von Schwerkriminalität zugeordnet). Zuordnungen von Spuren zu Personen sind dabei ungefähr so häufig wie Zuordnungen von Spuren zu Spuren ("hier haben wir eine Serie"). Viel seltener werden Personen Spuren aus dem Ausland zugeordnet.

Bei Fingerabdrücken hat die [[Datenbanken der Bundespolizeien|BRD]] einen Außenhandelsüberschuss, d.h. [[Datenbanken Austria|Österreich]] hat viel mehr Treffer aus deutschen Datenbanken als die BRD aus österreichischen. Auch dabei dominiert Trivialkriminalität und Migrationskontrolle (unter den 325 Treffern, die die BRD aus [[Datenbanken Austria|Österreich]] bekommen hat, waren 1 Vergewaltigung, 3 Straftaten gegen das Leben, 1
Misshandlung Schutzbefohlener, 3 schwerer Raub; dafür aber auch Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte...).

[[http://www.statewatch.org/news/2009/nov/eu-council-prum-implementation-16623-09.pdf|Österreich gibt 2009 an]], seit 2006 6930 Prüm-Treffer im DNA-Bereich, seit 2007 2490 Treffer bei Fingerabdrücken und seit 2008 614 Treffer im Kfz-Bereich gehabt zu haben, jeweils für Anfragen von Österreich in andere Staaten. Österreich selbst habe 6820 Anfragen ''bekommen''. Aus wie vielen was geworden ist, sagen sie nicht.

== Weitere Infos ==

 * [[http://www.heise.de/newsticker/Warnungen-vor-Superdatenbank-der-Sicherheitsbehoerden--/meldung/83870|Heise-Meldung von 2007]]: Bunyan, Alvaro und andere warnen bei einer Veranstaltung in Berlin vor der Entwicklung von Prüm zu einer Superdatenbank (vgl. [[EPRIS]]).

Vertrag von Prüm

Der Vertrag von Prüm ist ein Vertrag zwischen einigenEU-Staaten zum Austausch von Daten aus nationalen Datenbanken und zur verstärkten Zusammenarbeit der verschiedenen Polizeibehörden im Bereich der Repression und der Migrationskontrolle .

Rechtsgrundlage

Prüm war ursprünglich ein zwischenstaatlicher Vertrag (Vertrag von Prüm auf der Webseite des Bundesministerium für Justiz)

2008 wurden die Regelungen im Wesentlichen in Gemeinschaftsrecht überführt:

Die einzelnen Bestimmungen werden unten einzeln diskutiert.

Prümer Vertragsgesetz

Für die BRD setzt das Ausführungsgesetz zum Prümer Vertrag und zum Ratsbeschluss Prüm die Regelungen in natrionales Recht um. Im einzelnen regelt es:

  • Das BKA ist nationale Kontaktstelle für DNA- und Fingerabdruckdaten

  • Das Kraftfahrt-Bundesamt ist (als Betreiber von ZEVIS) nationale Kontaktstelle für ausgehende KfZ-Daten, während Anfragen in andere Länder vom BKA durchgeführt werden.

  • Das BKA darf nach Maßgabe des Prümer Vertrags über die Verletzung der Zweckbindung von Daten entscheiden, bei Daten, die es von Dritten bekommen hat, im Einvernehmen mit diesen.

  • Bei der Abfragen der Gendatenbank DADder müssen alle Abfragen protokolliert werden und der Abfragende eindutug gekennzeichnet werden. (Anmerkung: Kaum zu glauben: EU-Gesetze erzwingen eine Stärkung des Datenschutzes!)

  • Die Datenschutzrechtliche Verantwort trägt die Stelle, die das BKA mit der Abfrage betraut hat.

  • Für die Datenschutzkontrolle im Bereich der BRD ist der BfDI zuständig

Biometrie

Der Vertrag von Prüm sieht vor, dass die Mitgliedsstaaten Datebanken für Biometrische Daten, insbesondere DNA und daktyloskopische Fingerabdrücke, führen. In diesen können dann alle beteiligten Staaten ohne unabhängig suchen. Sie bekommen aber im Fall eines Treffers zunächst nur eine pseudonyme Kennung und eine grobe Einordnung zurück.

Bei einem Treffer in der Datenbank wird der Staat, dem die Daten gehören, informiert und er übermittelt dann "nach innerstaatlichem Recht" weitere Daten, d.h. Personendaten und Falldaten. Zuständig für die Übermittlung ist die nationale Kontaktstelle. Biometrische Daten dürfen dabei nur weitergeben werden, wenn die Datenerfassungs für den betreffenden Vorfall in beiden Staaten rechtmäßig wäre.

Ratsdokument 15870/09 enthält im Dezember 2009 verabschiedete Normen, was europäische Polizeien an Markern für DNA-Daten übertragen sollen, nämlich den "ESS" ("Europäischer Standardsatz"). In dessen ursprünglicher Definition von 2001 (Entschließung 2001/C 187/01) waren sieben Stellen vorgesehen, was angesichts der Flut von DNA-Profilen zu jeder Menge falscher Treffer geführt hat. Deswegen gibt es seit 2010 zwölf Marker für DNA-Daten.

Großereignisse und Datenaustausch im Rahmen von Prüm

Artikel 14 des Vertrages von Prüm erwähnt extra "Tagungen des europäischen Rats"; zu solchen und ähnlichen Anlässen sollen Daten von "Gefährdern" sowohl aus "auf Ersuchen als auch aus eigener Initiative" zwischen den Staaten ausgetauscht werden. Die empfangenden Staaten dürfen diese bis zu einem Jahr behalten (sollen sie aber löschen, wenn sie sie nicht mehr brauchen). Übertragen werden wohl, ähnlich wie im "Terrorismus"-Bereich (Art. 16 Vertrag von Prüm) neben Identifikationsdaten auch weitere "Tatsachen" (d.h. vermutlich war mal bei einer Demo).

Austausch von Verbindungsbeamten bei Großereignisse

Bei Großereignissen, wie WMs oder Gipfelprotesten werden regelmäßig sogenannre szenekundige Verbindungsbeamte in den Staat entsand, wo das Ereigniss staatfindet. Sie haben allerdings nur Beobachter-Status und keine exekutiven Befugnisse. Während des Castor-Tansportes 2010 hatte ein französischer Beamter sich darüber hinweggesetzt und es wurde deswegen ein Verfahren wegen Amtsanmaßung gegen ihn eingeleitet.

Ausleihe prügelnder Polizisten bald gängige Praxis

Technische Umsetzung

[Bild:Ablauf einer Prüm-Anfrage]

Abgewickelt wird der Datenabgleich über die Kommunkationsinfrastruktur "Secured Trans European Services for Telematics between Administrations" (sTESTA), die Anfang 2007 das alte TESTA-Netz ablöste. Die Kommunikation im sTESTA-Netz funktioniert dabei mit einem auf XML-basierten Austauschprotokoll, während die nationalen Behörden mit der Schnittstelle zum sTESTA-Netz durch verschlüsselte Mail kommunizieren.

Datenschutz

Die Datenschutzregelungen zeigen deutlich eine "deutsche" Handschrift (etwa, was Löschung, Berichtigung oder Zweckbindung angeht). Angesichts des "Zwecks" der Übung ist allerdings die Zweckbindung nicht viel wert. Die teilnehmenden Behörden müssen zudem sämtliche Übermittlungen protokollieren.

Wer auf ein AuskunftErsuchen Mitteilungen entsprechender Übermittlungen erhält, möge sich bei datenschutzgruppe@rote-hilfe.de melden.

Kritik am mangelnden Datenschutz

Bürgerrechtler und Datenschützer kritisieren den Vertrag von Prüm und seine Überführung in den europäischen Rechtsrahmen nicht nur wegen des intransparenten Verfahrens und der unzureichenden Öffentlichkeit, sondern auch wegen des mangelhaften Schutzes von Grundrechten. Zwar schreibt der Vertrag eine umfassende Protokollierungspflicht und eine Zweckbindung der Datenbankabrufe vor, allerdings trifft die Harmonisierung der polizeilichen Befugnisse bislang lediglich auf die EU-Datenschutzrichtlinie. Ansonsten gilt für Datenbankabrufe und -abgleiche innerstaatliches Recht, das äußerst unterschiedlich ist. Der Europäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx bezeichnete den EU-weiten Informationsaustausch als einen "Alptraum" und beklagte das Fehlen von verbindlichen Datenschutzstandards für die polizeilich- und justizielle Zusammenarbeit in der EU

vgl Telepolis-Artikel: Die Vernetzung polizeilicher DNA-Datenbanken nach Prüm

Auskunftsrecht

Das Auskunftsrecht wird in Artikel 40 des Vertrages von Prüm geregelt. Die Auskunft soll insbesondere enthalten "Herkunft, Empfänger oder Empfängerkategorien, den vorgesehenen Verarbeitungszweck und die Rechtsgrundlage". Auskunftsersuchen sind zu stellen an die nationalen Kontaktstellen. Für die BRD ist die nationale Kontaktsetelle das das BKA.

Geschichte und Umsetzung

Der Prümer Vertrag wurde 2007 offenbar aus Unzufriedenheit über die schleppenden Fortschritte bei SIS II zwischen der BRD, Spanien, Frankreich, Österreich und den Beneluxstaaten geschlossen. Ende 2009 hatten laut Bt-DS 16/14150 14 EU-Staaten Prüm unterzeichnet.

Durch einige Ratsbeschlüsse aus dem Jahre 2008 (2008/615/JHA und 2008/616/JHA) wurden größere Teile des Prüm-Vertrags für alle Staaten verbindlich gemacht ("Acquis").

Das Ratsdokument 15567/10 ("Draft discussion paper on the state of play on [...] Prüm Decisions") von 2010 berichtet:

  • DNA-Kreuzabfragen laufen zwischen Belgien, BRD, Spanien, Frankreich, Luxembourg, Niederlande, Österreich, Rumänien, Slowenien, und Finnland

  • Fingerabdruck-Abfragen laufen zwischen BRD, Spanien, Österreich,Luxenbourg und Slowenien
  • KFZ-Kennzeichen-Abfragen laufen zwischen Belgien, BRD,Spanien, Frankreich, Luxembourg, Niederlande, und Österreich

Das Dokument zitiert auch Begründungen, weshalb einige der Staaten die EDV noch nicht umgesetzt hätten:

problems mentioned the most were IT and financial problems. But logistic, legal and political (decision making) problems as well as shortage in personnel were also very common

Zudem werden Vorschläge gemacht um mit den Problemen fertig zu werden: Die BRD hätte gern ein "Mobile Competence Team", Österreich einen "Prüm Helpdesk", der bei Europol angesiedelt sein soll.

Selbst dort, wo Prüm im Prinzip funktionierte, legten die eifrigen Anfragen aus den großen Mitgliedsstaaten die Server der kleineren Staaten lahm. Dies führte bereits 2008 zur Ratsmitteilung 148885/08, die versucht, Regeln aufzustellen, die die Prüm-Abfragen zahlenmäßig begrenzen sollen (vgl. den Statewach-Kommentar dazu).

2010 war die Situation so weit eskaliert, dass der Rat in der Ratsmitteilung 5860/1/10 recht enge Richtwerte für die Anzahl der Datenbankabfragenn bekannt gibt. Von der Größenordnung her wollen kleinere Staaten nicht mehr als 10 Anfragen pro Tag und Staat haben, während Staaten wie die BRD typischerweise 100 Anfragen pro Tag und Staat zulassen.

Anzahl Übermitllungen durch Prüm

BtD 16/14150 hat Tabellen mit Statistiken zu Prüm-Aktivitäten. Danach gab es bis 2009-09 rund 5000 DNA-Treffer bei Prüm-Abfragen. Fast alle davon lagen im Bereich von Trivialkriminalität oder Migrationskontrolle (rund 4800 der Treffer sind keiner der aufgeführten Bereiche von Schwerkriminalität zugeordnet). Zuordnungen von Spuren zu Personen sind dabei ungefähr so häufig wie Zuordnungen von Spuren zu Spuren ("hier haben wir eine Serie"). Viel seltener werden Personen Spuren aus dem Ausland zugeordnet.

Bei Fingerabdrücken hat die BRD einen Außenhandelsüberschuss, d.h. Österreich hat viel mehr Treffer aus deutschen Datenbanken als die BRD aus österreichischen. Auch dabei dominiert Trivialkriminalität und Migrationskontrolle (unter den 325 Treffern, die die BRD aus Österreich bekommen hat, waren 1 Vergewaltigung, 3 Straftaten gegen das Leben, 1 Misshandlung Schutzbefohlener, 3 schwerer Raub; dafür aber auch Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte...).

Österreich gibt 2009 an, seit 2006 6930 Prüm-Treffer im DNA-Bereich, seit 2007 2490 Treffer bei Fingerabdrücken und seit 2008 614 Treffer im Kfz-Bereich gehabt zu haben, jeweils für Anfragen von Österreich in andere Staaten. Österreich selbst habe 6820 Anfragen bekommen. Aus wie vielen was geworden ist, sagen sie nicht.

Weitere Infos

  • Heise-Meldung von 2007: Bunyan, Alvaro und andere warnen bei einer Veranstaltung in Berlin vor der Entwicklung von Prüm zu einer Superdatenbank (vgl. EPRIS).